Artikel im Darmstädter Echo: Die Hauptrolle spielt das Gemüse

 

Oberfeld – Saisongärtner tauschen nicht nur Rezepte aus, sondern verfassen ein Kochbuch, gespickt mit Anekdoten

 

Bild HauptrolleSie gärtnern – und kochen: Jens Müller Cuendet (links), der die Idee für die Saison-Gärten auf dem Oberfeld hatte, gibt den Parzellen-Pächtern wertvolle Tipps für den Anbau und die Pflege von Gemüse. Nun schreiben die Gärtner Marianne, Carol, Klaus und Werner ein Kochbuch. Foto: Roman Grösser

Die Idee entstand beim Gärtnern. „Was macht ihr eigentlich mit den riesigen Zucchini?“ Oder: „Was kann man denn aus Mairübchen kochen?“ Und: „Kennt ihr ein Rezept mit Mangold?“ Fragen, die unter Parzellenpächtern die Runde machten.
Also tauschten sie Rezepte aus, kochten sie nach – und zwei Gärtner dachten sich: „Das schreiben wir einfach mal auf“, erinnern sich Marianne und Werner an die Anfänge ihres Kochbuchs, in dem Gemüse natürlich die Hauptrolle spielt.

Seit drei Jahren – so lange gibt es die Saisongärten auf dem Oberfeld – haben die beiden eine Parzelle, die sie zum Teil selbst bepflanzen und zum Teil bereits mit ökologischem Saatgut bestückt im Frühling übernehmen. „Ein wunderbarer Ausgleich zum Alltag“ sei das Gärtnern, stellen beide fest. „Und gesund obendrein“, ergänzt Klaus North, der mit Frau Dorothee auch zum Team gehört.
Zunächst tauschten sie neben Produkten ihre Koch-Ideen aus, berichteten vom Ergebnis und luden andere Gärtner zum Mitmachen sein. Ein Brief wurde verschickt – und siehe da, die Resonanz war groß. Da nun schon mal etliche Rezepte vorlagen und ein weiteres Gärtnerpaar versprach, sich verlegerisch um das Projekt zu kümmern, reifte die Idee, tatsächlich ein Kochbuch herauszugeben. Komplettiert wird die Gruppe mit dem Fotografen Albrecht Haag, der auch mal mit der Kamera zwischen den Beeten umherstreift, mit Verleger Alex, Mitarbeiterin Carol und Grafikerin Martina.

Und weil sie alle Oberfeld-Fans sind, wird der Erlös des rund 200 Seiten starken Kochbuchs der Hofgut Oberfeld Landwirtschaft AG zugute kommen, die letztlich für das ökologische Saatgut verantwortlich ist.
Begeistert von der Idee ist auch Jens Müller-Cuendet, der die Idee für die Saisongärten hatte und mit viel Empathie die Verwaltung, Verteilung und Bestückung der 155 Parzellen übernommen hat. Mit viel Geduld und Fingerspitzengefühl versorgt er die Gärtner mit Information: Diese reicht von Hinweisen zur Behandlung von Kartoffelkäfern über Lob fürs richtige Kompostieren bis hin zu leisem Tadel, wenn dem Wiesenstreifen zwischen den Parzellen allzu heftig zu Leibe gerückt wird.
„Unglaublich, was hier alles entsteht“, freut er sich über das Kochbuch und ist auch ein bisschen Stolz auf seine Gärtner. Das Kochbuch soll natürlich mehr als sein als eine Sammlung von Rezepten. Es soll Anekdoten erzählen wie die vom verschwundenen Gartenzwerg, der wieder auftauchte, von Kindern, die barfuß ihre kleinen Gießkannen zum Beet schleppen, von Parzellen-Nachbarn, die neben einer Pflanze knien und rätseln, wie sie wohl heißen mag, von Freundinnen, die beim Gärtnern Zeit zum Plaudern haben, von Studenten, die für ihre Koch-Experimente um ein wenig Thai-Basilikum aus dem Beet nebenan bitten. „Der Garten als soziales Experiment“ – so könnte der Titel des Buches auch lauten, sagt Klaus North. „Denn diese Geschichten gehören dazu.“
Das Oberfeld wird also die Hauptrolle spielen in dem Buch, das im Syntropia-Verlag erscheinen und neben Vor-, Haupt und Nachspeisen auch Tipps zum Konservieren von Gemüse enthalten wird.

Annette Wannemacher-Saal

 




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